Nach der Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit begann in der Republik eine teilweise Aufteilung der Berg- und Vorgebirgsländer, und 1995-1997 wurden 75.000 Hektar Land aufgeteilt, was zur besseren Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln geführt hat. Zur effizienten Nutzung von Land- und Wasserressourcen, Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion wurde ein entsprechendes Dokument "Über die Umstrukturierung landwirtschaftlicher Betriebe- und Organisationen" verabschiedet, in dessen Umsetzungsprozess die öffentliche Aufträge und die Preisentwicklung für landwirtschaftliche Erzeugnisse für frei erklärt wurden, was zur Wahlfreiheit und zur Steigerung des Anbau von Erzeugnissen durch die Bauern beigetragen hat.
Die durchgeführte Reform des Agrarsektors hat den landwirtschaftlichen Betrieben die Freiheit gegeben, alle Arten von landwirtschaftlichen Produkten anzubauen und ebenfalls ermöglicht, auf den frei gewordenen Feldern wiederholt zu säen. Gleichzeitig hat die Beseitigung der Schuldenprobleme der Baumwollfarmen das Potenzial des Sektors erheblich erhöht. Der Übergang zu neuen Formen von Wirtschaftsbeziehungen, die Organisation neuer Arten des Managements und die Privatisierung von Vermögen führten zur vollständigen Veränderung des Agrarsektors.
Es ist anzumerken, dass in den letzten Jahren die Agrarindustrie - unabhängig von den durch Naturkatastrophen verursachten Schäden und den Auswirkungen der Krisenfaktoren als notwendig stabil angesehen wurde und zu einem der wichtigsten Wirtschaftssektoren gehört, welche zur Entwicklung Tadschikistans großen Beitrag leistet und im Durchschnitt 18- 21% der Bruttoinlandsproduktion gewährleistet. Es wurden jedoch die konzeptionellen Fragen der Agrarpolitik, einschließlich der unsicheren Entwicklungsmodellen der Landwirtschaft noch nicht gelöst.
Das schwache Bankensystem, unzureichend entwickelte Struktur der materiellen und technischen Versorgung der Landwirtschaft, ein fehlender Mechanismus zur Subventionierung der landwirtschaftlichen Produktion, ein neues System zur Auftragsvergabe (gesamter Nachfrageumfang und Angebot) gemäß Umfang der landwirtschaftlichen Produktion, das Nichtvorhandensein einer ausreichenden Infrastruktur für die landwirtschaftliche Vermarktung und ein unvollständiger Rechtsrahmen haben das erforderliche Entwicklungstempo des Agrarsektors beeinträchtigt. Besonders waren die Erarbeitung und Verbesserung eines Vermarktungssystems für den Agrarmarkt, die Tarifierung von Agrarimporten und Standardsysteme hinsichtlich Produktion und Sicherheitsniveau landwirtschaftlicher Erzeugnisse erforderlich.
Um die Effizienz der landwirtschaftlichen Produktion zu verbessern wurde daher das Programm zur Reform der Landwirtschaft der Republik Tadschikistan für den Zeitraum 2012-2020 verabschiedet.
Dieses Programm soll strategische Ausrichtungen und Wege festlegen, um eine hochprofitable und exportorientierte Landwirtschaft zu gewährleisten, die von den allgemeinen Aufgaben der Verbesserung des Lebensstandards der ländlichen Bevölkerung der Republik, der Erreichung der Ernährungssicherheit des Staates sowie der Stärkung seiner Position in der regionalen Arbeitsteilung ausgeht. Dieses Programm basiert auf den in der Republik verabschiedeten strategischen Dokumenten. Das Programm berücksichtigt die in den letzten Jahren erheblichen Veränderungen in der makroökonomischen Politik und der sozioökonomischen Situation des Agrarsektors, die zunehmenden Auswirkungen der auf den Weltmärkten ablaufenden Prozesse sowie die wirtschaftliche Situation des Landes im Zusammenhang mit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. All dies bestimmt die Notwendigkeit zur Auswertung der Fähigkeiten der Landwirtschaft, Konkretisierung der Aufgaben, Ziele und Ausrichtungen der Agrarpolitik, Formulierung wissenschaftlich fundierter Methoden und Ansätze zur Beseitigung einzelner Probleme.
Das Programm basiert auf mehreren Grundsätzen wie der Sicherung der Land- und Wasserrechte, der Gewährleistung der „Wahlfreiheit für Anbau von Kultpflanzen“ und der Marktregulierung sowie einer fairen und nachhaltigen Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten und Dienstleistungen. Auf der Grundlage dieser Grundsätze benötigen die Bauern den Zugang zu Finanzmitteln und Krediten. Das Programm beabsichtigt, dieses Problem zu lösen. Mehrere Nichtregierungsorganisationen haben Gesellschaft-Kreditvergabesysteme (Mikrokreditorganisationen) eingerichtet, die erfolgreich waren und als Best-Practice-Beispiel verwendet werden können.
Dieses Programm sieht vor, den Zugang von landwirtschaftlichen Betrieben zu einem größeren Ackerland zu erweitern, wodurch die Produktionskapazität erhöht, die Finanzlage von landwirtschaftlichen Betrieben stabilisiert und die Investitionen aus dem Staatshaushalt garantiert werden. Das Programm zielt auch darauf ab, den akuten Mangel an landwirtschaftlichen Betriebsmitteln und die unzureichende Bereitstellung der erforderlichen Dienstleistungen zu beheben. Der Zugang zu qualitativ hochwertigem Saatgut, Düngemitteln und Grundchemikalien sowie zum besserer Zugang zu tierärztlichen und landwirtschaftlichen Beratungsdiensten (Pflanzenschutz, Schädlings- und Krankheitsbekämpfung) werden vom privaten Sektor bereitgestellt, während der Staat entsprechende Marktvorschriften festlegen und die Verantwortung für die Qualitätskontrolle übernehmen soll.
Im Zeitraum 2012-2019 wurden im Rahmen von Sektorprogrammen 207 Millionen Somoni aus dem Staatshaushalt und 840 Millionen Somoni unter Einbeziehung ausländischer Staatsinvestitionen bereitgestellt.
Infolge der Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden bei der Umsetzung der gezielten Maßnahmen des Programms erreichte das Gesamtvolumen der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in 2019 27,7 Milliarden Somoni, das ist 9,1 Milliarden Somoni mehr als im Jahre 2012.
Bis heute werden die agroindustriellen Kapazitäten des Landes bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit der Republik nicht vollständig genutzt. Die Regierung der Republik ergreift weiterhin konkrete Maßnahmen und nutzt effektiv alle Möglichkeiten für die erfolgreiche Umsetzung des Agrarreformprogramms der Republik Tadschikistan für den Zeitraum 2012-2020.
Zusammen mit Entwicklungspartnern wurden für die Umsetzung des "Programms zur Agrarreform der Landwirtschaft der Republik Tadschikistan für den Zeitraum 2012-2020" 6 Arbeitsgruppen gebildet, zum Beispiel: Agrarreform, Landreform, Reform des Wassersektors, Entwicklung eines neuen Mechanismus zur Finanzierung des Agrarsektors, Agrarmanagementsystem und die Gruppen für die Erarbeitung eines Sozialprogramms für ländliche Gebiete.
Anfang 2014 wurde mit Unterstützung der Repräsentanz der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) das Projekt „Rahmenbedingungen und Finanzierung der Entwicklung des Privatsektors in Tadschikistan“ gestartet. An der Umsetzung dieses Projekts waren Ministerien und Behörden der Republik beteiligt. Agrarsektor war auch an der Implementierung der Projektkomponente zur Erstellung der Matrix von Sozialkonten beteiligt. Ziel des Projekts war es, die „Ressourcennutzungstabelle“ für Tadschikistan zu erstellen. Diese Arbeit dient als Instrument für den Ausgleich der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts nach der Produktions- und Ausgabenmethode. Darüber hinaus war es notwendig, die Produktion und den Verbrauch nach Formen wirtschaftlicher Tätigkeiten sowie Arten von Produkten (Dienstleistungen) zu klassifizieren.
Agrarwirtschaft, Viehzucht, Verarbeitung der Milchprodukte. Kooperationsmöglichkeiten
Mehr als 33.000 Hektar Land, die früher für den landwirtschaftlichen Anbau genutzt wurden, sind derzeit im Zuge des Klimawandels nicht zu verwenden. Tadschikistan hat das Potenzial, mehr als 800.000 Hektar Land zu erschließen und für die landwirtschaftliche Produktion zu nutzen. Mit 300 Sonnentagen im Jahr könnte das Land nicht nur den eigenen Bedarf decken, sondern sich auch zu einem regionalen Lebensmittellieferant entwickeln. Die Erschließung erfordert jedoch große finanzielle Mittel, aber auch den Einsatz der neuesten Technik und Know-how. In Verbindung mit Solarenergie und modernen Pumpen könnte man 800 Tausend Hektar Trockenland wieder bewässern. Das ist genug, um eine nachhaltige Lebensmittelversorgung zu gewährleisten und somit die Importsubstitution zu erreichen.
Fleckenvieh und Holsteinische Kühe aus Bayern und Schleswig-Holstein gelten in Tadschikistan als besonders profitable Tiersorten. Aus den wenigen Versuchsprojekten der letzten Jahre wurden mittlerweile große landwirtschaftliche Betriebe entstanden, die die Vorteile solcher Rassen genutzt und mittlerweile auf den Preis der Milchprodukte positiv gewirkt haben. Es besteht weiterhin der Bedarf des Privatsektors für die Einbeziehung des Großviehs aus Deutschland. Die Gründung gemeinsamer Unternehmen wäre für die gesamte Region von Vorteil.
Tadschikistan baut jährlich bis eine halbe Millionen Tonnen Baumwolle. Lediglich 15% davon wird dort verarbeitet. Die Veredlung der Baumwolle und die Gründung der gemeinsamen Textilunternehmen sind durchaus ein weiteres Feld für Kooperation Tadschikistans mit Deutschland, Polen und anderen europäischen Ländern.